Zukunftswerkstatt in NRW

Zukunftswerkstatt NRW – Was würde Super Woman tun?

Am vergangenen Dienstag fand die Zukunftswerkstatt NRW im Programm Wir stärken Mädchen statt. Im Fokus stand die Frage: Was benötigen Mädchen, um ihre berufliche Orientierung im MINT- und Handwerksbereich erfolgreich zu gestalten? Neun Mädchen im Alter von 14 bis 23 Jahren kamen zusammen, um über ihre Erfahrungen und Wünsche zu sprechen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie die Berufsorientierung für Mädchen in Nordrhein-Westfalen weiter verbessert werden kann.

Die Zukunftswerkstatt ist eine von Zukunftsforscher:innen entwickelte Methode, die durch Kreativität zur Lösung von Problemen anregt. Die Mädchen arbeiteten in verschiedenen Phasen dieser Werkstatt, um ihre Gedanken zu äußern und konkrete Ideen zu entwickeln. Dabei wurden sie von den Wir stärken Mädchen-Kolleginnen begleitet.

Kritikphase
In der ersten Phase formulierten die Teilnehmerinnen Beschwerden. Die Frage, ob sie sich durch ihr Umfeld darin bestärkt sehen, einen MINT- oder Handwerksberuf in Erwägung zu ziehen, beantworteten acht der neun Teilnehmerinnen mit nein und eine mit jein.

Sie erzählten, dass Erwachsene, wie Unternehmensmitarbeitende und Ausbildende, aber auch Eltern, Mädchen und Frauen immer wieder betonen, dass Mädchen für MINT- und Handwerksberufe nicht geeignet sind und ihnen diese Berufe nicht zugetraut werden. „Werde doch Hausfrau“ ist etwa ein Satz, den sich fast alle Teilnehmerinnen bei Gesprächen über ihren Berufsweg anhören mussten. Ein Mädchen wurde im Bewerbungsgespräch für die Ausbildung zur Elektrikerin gefragt: „Willst du nicht lieber Bürokaufrau werden?“.

In Bezug auf die Eltern formulierten die Mädchen den eindeutigen Wunsch, dass sie keine Ratschläge brauchen bzgl. Berufswünschen und -wegen, sondern nur das Gefühl, dass diese ihnen zuhören und sie verstehen. Auch für den Bereich der Schule/Ausbildung wurden Vorschläge für Angebote der Berufsorientierung gemacht: Die Mädchen wollen von den entsprechenden Lehrkräften und Sozialpädagog:innen nicht verurteilt und kleingemacht werden. Stattdessen wollen sie gesehen, gefragt und ernst genommen werden in ihren Unsicherheiten UND ihren Fähigkeiten bzw. Interessen.

Bundeskanzlerin, Milliardärin oder Super Woman
In der Fantasie- und Utopiephase fanden die Mädchen kreative Lösungen für diese Herausforderungen. Sie schlüpften in die Rollen der Bundeskanzlerin, einer Milliardärin und Super Woman und überlegten in Gruppen, wie sie mit ihrem jeweiligen Einfluss die zuvor beschriebenen Probleme ändern können. Dabei brainstormten sie fantasievolle Lösungsansätze, wie ihnen politische Macht, unbegrenzte finanzielle Mittel oder die Superkraft, Denkweisen zu verändern, dabei helfen könnten:

Die Bundeskanzlerin erlässt ein Gesetz, das Eltern und Töchter zu einem gemeinsamen Gespräch zur beruflichen Orientierung mit einer neutralen Person verpflichtet. Sie ermutigt die Mädchen, ihren eigenen Weg zu gehen.

Die Milliardärin bezahlt Eltern und Social Media Plattformen, sodass Aussagen, die Mädchen in klassische Rollen drängen, nicht mehr getroffen werden. Zudem sorgt sie für eine finanzielle Unabhängigkeit für Mädchen, weswegen sie nicht mehr auf ihre Eltern angewiesen sind und berufliche Entscheidungen treffen können, die sich für sie richtig anfühlen.

Super Woman lässt Aussagen von Familienmitgliedern einfach abprallen, die Mädchen entmutigen, sich für MINT oder Handwerk zu interessieren! So konzentrieren sich Mädchen nur auf sich selbst und bauen ein gesundes Selbstbewusstsein auf.

Brücke zur Realität
In der anschließenden Phase diskutierten die Mädchen, welche dieser einfallsreichen Ideen sich in die Praxis umsetzen lassen, und erarbeiteten realistische Vorschläge. Vor allem Gespräche mit Eltern, Mädchen und einer neutralen Person seien umsetzbar. Die Mädchen konnten sich ebenfalls gut vorstellen, eine Institution zurate zu ziehen, die Mädchen zu MINT- und Handwerksthemen berät und sie in ihrem Berufsweg bestärkt.

Die gesammelten Impulse sollen nun weitergegeben werden – an Akteur:innen, die für Maßnahmen zur beruflichen Orientierung in NRW verantwortlich sind. Ziel ist es, mehr Mädchen für Berufe im MINT- und Handwerksbereich zu begeistern und gleichzeitig die Unterstützung für Mädchen in der Berufsorientierung nachhaltig zu verbessern.

Die Zukunftswerkstatt zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die Perspektiven von Mädchen zu hören und in die Gestaltung ihrer beruflichen Zukunft einzubeziehen.

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