Milena Pflügl
Gründerin

© Milena Pflügl

Liebe Milena, stell dich bitte kurz vor und erzähle uns kurz ein wenig über dich.
Mein Name ist Milena Pflügl und ich arbeite bei Klett Lernen und Information (GmbH), wo ich momentan das neue Unternehmen Schulflix gründe, das digitale und innovative Fortbildungen für Lehrkräfte bietet. Eine sehr spannende Zeit, obwohl es nicht meine erste Unternehmensgründung ist. Vor etwa zehn Jahren habe ich bereits für einen Schulbuchverlag ein Unternehmen namens eCademy gestartet, bei dem ich bis letztes Jahr als Geschäftsführerin tätig war.
Jetzt starte ich für Klett wieder mit einem Unternehmen bei null und gründe ganz von vorne Schulflix.

Was ist dein beruflicher Hintergrund und wie kam es dazu, dass du ein Unternehmen gegründet hast?
Ich würde fast sagen, ich bin da eher reingerutscht bzw. es hat sich so entwickelt. Kommunikation und Vertrieb waren schon immer Stärken von mir und meine große Leidenschaft ist die Bildung. Diese Elemente konnte ich schon früh zusammenbringen, in dem ich mich beruflich thematisch auf Bildung fokussiert habe. Mein Studium damals war weniger ausschlaggebend, wenn auch eine gewisse „Basis“. Aber Bildung ist nicht nur der rote Faden in meinem beruflichen Leben, sondern etwas hinter dem ich voll und ganz stehe und für das ich mich jeden Tag einsetze. Mich fasziniert in diesem Zusammenhang alles, was online-basiert ist, EdTech (steht für Educational Technologies), etwas Neues zu schaffen – in der Kombination machen mir Produktentwicklung, Vertrieb und Kommunikation sehr viel Spaß.
Meine erste Gründung hat sich ähnlich entwickelt: Vor zehn Jahren war ich beim Bildungsverlag EINS angestellt und es war meine Aufgabe Online-Lernen und neue Lernwege zu ergründen und Online-Lernlösungen zu entwickeln. Damals entstand erstmals die Idee, ein eigenes Produkt zu entwickeln. Das lief so gut, dass ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe.

Neben deiner Tätigkeit als Gründerin und Geschäftsführerin bist du auch Mentorin bei Wir stärken Mädchen – wie kam es dazu und warum ist dir das Programm Wir stärken Mädchen wichtig?
Auf das Projekt Wir stärken Mädchen bin ich vor über einem Jahr aufmerksam geworden. Durch meine Arbeit bei eCademy, die digitales Lernen für Auszubildende bieten, hatte ich viele Berührungspunkte mit Azubis und Ausbildungsbetrieben. Ich finde es allerdings sehr wichtig, das Thema Bildung ganzheitlich zu betrachten und dazu gehört auch, dass wir alte Schemata durchbrechen müssen und weniger nach Geschlecht einordnen, sondern die individuellen Stärken und Interessen der jungen Menschen fördern. In 2021 lag der Mädchenanteil in MINT-Berufen bei gerade einmal 15,5 Prozent, in technischen Berufen sind es ca. 14 Prozent. Das ist besorgniserregend, und dabei wollen viele Unternehmen insbesondere für technische Berufe Mädchen gewinnen.
Als ich über Wir stärken Mädchen gelesen habe, dachte ich: Das Programm ist super! Schon in der Schule damit anzufangen, Mädchen zu stärken, sie in der Berufsorientierung zu unterstützen und auch Berufe neu zu denken, ist extrem wichtig. Ich habe mich gemeldet, weil ich dachte, dass ich hierzu beitragen kann, durch das Netzwerk und mein Wissen, welche ich über die Jahre aufgebaut habe. Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben – aber vor allem auch Mut machen und zu „think outside the box“ anregen.

Wie sieht dein Projekt bei Wir stärken Mädchen aus?
Mein Projekt ist tatsächlich leider schon vorbei, aber es war eine tolle Erfahrung.
Die Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Dortmund hatte einen großen Tag zum Thema Berufsorientierung veranstaltet und ich habe als Mentorin auf Seite der Schule unterstützt, einen Vortrag gehalten und mit vielen Mädchen gesprochen. Berufsorientierung ist mein Herzensthema. Meine Message an die Mädchen war: Jeder Beruf steht euch offen, man muss sich davon lösen zu denken, „das ist ein Jungs-Beruf“ oder „das ist ein Mädchen-Beruf“. Erkennt eure Stärken, Talente, Interessen und Leidenschaften und baut daraus euren beruflichen Weg Leider fand die Veranstaltung während der Pandemie unter Regulierungen statt, sodass ich nur online zugeschaltet war.
Mit der Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Gesamtschule bin ich aber nach wie vor viel in Kontakt.
Ich empfehle Wir stärken Mädchen überall weiter. Wir machen auch mit Schulflix ein Webinar zu der Situation in Ukraine und wie Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern über das Thema Krieg sprechen können und hier bin ich auch über Wir stärken Mädchen hinaus mit anderen Programmen aus der DKJS in Kontakt.

Du hast noch eine weitere Initiative zum Thema Ausbildung gegründet, was kannst du uns darüber erzählen?
Ein weiteres Herzprojekt, das ich im letzten Jahr mit meiner Gründungspartnerin Janin gestartet habe: Wir für Ausbildung.
Mit WifA richten wir uns an alle Akteur:innen, die in und rund um das Thema Ausbildung tätig sind. Es ist aus der Praxis für die Praxis und dabei helfen, dass sich die Ausbilder und Ausbilderinnen untereinander besser vernetzen können, auch auf Input und Expertise von außen zugreifen können und wir gemeinsam die Ausbildung besser und zukunftsfähig gestalten können.
Wir geben Partnern, Expert:innen und Programmen wie Wir stärken Mädchen eine Bühne, um Sichtbarkeit und gleichzeitig Mehrwert für unsere WifA-Community zu erzeugen.
Das Programm Wir stärken Mädchen haben wir beispielsweise unter „Partner und Freunde“ aufgenommen, um es Ausbildungsbetrieben näherzubringen. Das Feedback darauf ist sehr positiv und wir haben schon einige Rückmeldungen erhalten. Das ist natürlich toll!

Gibt es Dinge, die dir immer wieder passieren, denen sich vielleicht ein Mann in deiner Position nicht so häufig ausgesetzt fühlt?
Als ich das erste Mal gegründet habe, war ich noch jünger und das Thema Gleichberechtigung am Arbeitsplatz noch nicht auf so einem hohen Niveau und stand längst nicht so zur Debatte wie heute.
Damals hat mir das keiner zugetraut, ich habe oft den Spruch gehört, „das klappt doch sowieso nicht“ und wurde insgesamt von Männern sehr entmutigt und klein gemacht.
Ich hatte oft das Gefühl, dass ich viel mehr tun muss als Männer in einer vergleichbaren Situation.
Was mir früher regelmäßig passiert ist, wenn ich bei einem Termin war, ist, dass ich gefragt wurde, wer jetzt auf die Kinder aufpasst. Da musste ich immer erklären, dass das Kind auch einen Vater hat und dass ich nicht alleine bin. Diese Frage nervt total: „Wie kriegt man das hin mit Kindern und einem Job?“ So etwas kriegen Männer bzw. Väter selten zu hören, jedoch fast jede Frau bzw. Mutter.

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