Jana Lewe
Inhaberin der "Fass-Schmiede"

Jana Lewe
© Jana Lewe

Liebe Jana, stell dich gerne einmal kurz vor.
Ich bin Jana Lewe. Ich bin Inhaberin der „Fass-Schmiede“. Meine Mitarbeiter:innen und ich kaufen gebrauchte Weinfässer in Frankreich und Spanien und verarbeiten diese zu Möbelstücken. Von Hause aus bin ich eigentlich KFZ-Meisterin, das heißt, ich habe einen frauenuntypischen Beruf gewählt. Jetzt arbeite ich auch noch selbstständig in einer auch eher frauenuntypischen kleinen Nische.

Wie hast du damals deinen Berufszweig gewählt?
Meine Eltern wollten eigentlich, dass ich Abi mache und studieren gehen. Ich hatte früher eine alte Vespa, an der ich immer schon Kleinigkeiten repariert habe. Ich fand das schon immer interessant. Es hat mich auch überhaupt nicht abgeschreckt, dass ich eine Frau bin. Ich habe dann ohne das Wissen meiner Eltern die Schule abgebrochen und mich für die Ausbildung zur KFZ-Mechanikerin entschieden. Ich war relativ gut in der Ausbildung und habe ein Stipendium von der Handwerkskammer Düsseldorf bekommen. Mit Anfang 20 war ich in der Region Düsseldorf die jüngste Kfz-Meisterin. Anschließend habe ich noch BWL an der Abendschule studiert.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Weinfässern zu arbeiten?
Mir kam die Idee, aus Weinfässern Möbel herzustellen, als ich ein Weinfass für meinen Garten umgebaut habe. Dabei habe ich festgestellt, dass es anscheinend noch mehr Leute außer mir gibt, die diese Weinfässer toll finden und so habe ich diese Nische entdeckt und meine „Fass-Schmiede“ gegründet.

War es schwer, den Beruf zu wechseln?
Nein, mich hat dieses Handwerkliche immer interessiert. Ich bin jetzt auch keine Überflieger-Handwerkerin, aber es war für mich nie ein Thema, dass ich mir das nicht zugetraut hätte, weil ich eine Frau bin. Im Gegenteil – ich habe mir gedacht: „Ich mach einfach mal!“.

Gibt es Dinge, die dir immer wieder passieren, denen sich vielleicht ein Mann in deiner Position nicht so häufig ausgesetzt fühlt?
Da könnte ich dir stundenlang von erzählen, es gibt so viele Geschichten, die mich begleiten.
Was mich in meiner Arbeit im Autohaus begleitet hat, ist ein Klassiker: Die Kund:innen riefen im Autohaus an und baten darum, mit dem Meister zu sprechen und wurden dann zu mir durchgestellt. Sie sagten immer, dass sie ja eigentlich mit dem Meister sprechen wollten. Ich habe dann immer mit einem Lächeln gesagt, dass ich meinen Meisterbrief auch nicht auf der Kirmes geschossen habe.
Als Unternehmerin jetzt ist es quasi genau dasselbe. Es passiert häufig, dass ich mit meinem Mann ein Weinfass ins Auto einer Kund:in lade und die Kund:in dann meinen Mann fragt, wie er denn zu dieser Selbstständigkeit gekommen ist. Die wenigsten können glauben, dass ich das mache, und das geht mir wirklich auf den Zeiger.
Und so etwas passiert im Jahr 2022. Du kannst als Frau eine noch so coole Geschäftsidee haben, dir wird erstmal nicht zugetraut, dass du das kannst.

Du bist Mentorin bei einem Wir stärken Mädchen Projekt, hast aber auch ein eigenes Netzwerk.
Ich habe mit einer Kollegin Anfang des Jahres ein Unternehmerinnen Netzwerk gegründet, es heißt „Paula-Netzwerk“.  Es soll Frauen helfen, sich untereinander geschäftlich zu vernetzen. Hier in Südwestfalen, in diesen ländlichen Strukturen, sieht man die Vorteile von vernetzten Unternehmerinnen noch zu wenig.
Das bestärkt uns umso mehr, Unternehmerinnenschaft noch mehr in die Öffentlichkeit zu tragen.
Neben dem Projekt Wir stärken Mädchen in Hagen Hohenlimburg bin ich beim Bundeswirtschaftsministerium als Vorbild Unternehmerin unterwegs. Dort begleite ich als Mentorin ebenso Projekte, die allerdings von Studentinnen oder Frauen besucht werden, die sich selbstständig machen wollen.

Warum bist du Mentorin und warum ist dir das Programm Wir stärken Mädchen wichtig?
Seit einigen Jahren bin sehr idealistisch unterwegs und versuche Frauen auf den MINT Beruf aufmerksam zu machen. Ich habe mich gefragt, wie ich Mädchen, junge oder auch ältere Frauen darin unterstützen kann, ihren Horizont zu erweitern.
Ich finde es wichtig, dass Mädchen jemanden zum Sprechen haben, wenn es um das Thema Berufsorientierung geht. Und wenn es nur ist, dass ich einfach erzähle, was ich mache und wie ich dahin gekommen bin, wo ich jetzt bin.
Ich hatte mich mit der Lehrerin der Realschule in Hagen Hohenlimburg unterhalten und sie hat mir berichtet, dass gerade Corona einen großen Teil dazu beigetragen hat, Mädchen wieder in alte Rollenbilder zu drängen und dass viele Mädchen gar keinen beruflichen Horizont haben.

Was planst du in diesem Jahr mit den Mädchen zu machen?
Mein Plan ist es, einmal im Quartal mit den Schülerinnen der Technik AG zu arbeiten. Am 28. April ist der Girls Day, bei dem ich in Hagen Hohenlimburg auch einen Workshop begleite.
Ich war schon einmal bei den Mädchen, um mich vorzustellen, sodass wir uns schon mal kennenlernen können und keine Berührungsängste am Girls Day haben werden. Mir war es wichtig, dass ich keinen Vortrag halte, sondern dass wir gemeinsam basteln und mit Lego-Steinen bauen.
Zum Workshop werde ich ein Weinfass mitbringen. Die Schülerinnen sollen es anfassen oder auch daran riechen können. Ich werde Holzwerkzeuge mitbringen, sodass sie auch Holz schleifen können. Das lasse ich auf mich zukommen.
Auch habe ich vor, das Spiel 1, 2 oder 3 mit den Mädchen zu spielen: Ich werde Fragen in den Raum schmeißen und die Mädchen sollen durch sich durch Bewegung den Antworten zuordnen, ob sie der Frage zustimmen oder ob sie falsch ist. Ich hoffe, dass wir über das Thema Männer oder Frauen-Beruf reden können und ein Nachdenken erwirken können.

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