Fatima al-Fihri
Gründerin der ersten Universität der Welt

Hier siehst Du ein Bild vom Campus der ältesten Universität der Welt, der Al-Qarawiyyin-Universität in Fès (Marokko). Fatima al-Fihri hat sie vor mehr als 1.200 Jahren gegründet. Von ihr gibt es keine Bilder mehr, nur Zeichnungen, von denen viele aber fragwürdig sind. Sie zeigen zumeist westliche Stereotype muslimischer Frauen oder sehr kindliche Abbildungen. Wir haben uns daher entschieden, ein Foto der Statue Fatima al-Fihris zu verwenden, die im Jordanischen Nationalmuseum steht. Bildquellen: Campus der Universität: Wikimedia/Khonsali unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Statue der Fatima al-Fihri: Wikimedia/Anass Sedrati unter der Lizenz CC BY-SA 4.0

Im Jahr 859 n. Chr. entsteht im heutigen Marokko die Al-Qarawiyyin-Universität, die erstmals und bis heute akademische Abschlüsse verleiht. Stifterin ist Fatima al-Fihri, die ab 859 n.Chr. ihr gesamtes Erbe in Bildung und interkulturellen Austausch steckt.   

Alma Mater ist ein anderer Begriff für Universität. Er bedeutet: die nährende Mutter. Das ist mehr als eine Metapher. Im Jahr 859 n. Chr. gründet Fatima al-Fihri in Fès (Marokko) mit ihrem Erbe die erste Universität der Welt.

Der Islam macht Wissen zur Pflicht
Viel ist über diese Frau heute nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich kommt sie um das Jahr 800 herum im heutigen Tunesien zur Welt. Ihre Familie war arm, fromm und an intellektueller Bildung interessiert. Das ist kein Widerspruch. Viele Grundprinzipien des islamischen Glaubens gelten damals wie heute als Pflicht für Muslime, sich Wissen anzueignen. Im Hadith, den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Mohammed, ist diese Pflicht gleichermaßen für Männer wie Frauen vorgesehen. Historische Quellen, wie Verhaltensregeln für Schülerinnen, legen nahe, dass viele muslimische Mädchen zu Lebzeiten von Fatima al-Fihri eine Schule besuchen. Auch auf sie und ihre Schwester Mariam trifft das wohl zu.

Das große Vermögen soll Gemeinwohl stiften
Mit Vertreibung der Araber aus Tunesien und Andalusien verschlägt es die Familie von Fatima al-Fihri nach Marokko. Hier gelingt dem Vater der Aufstieg zum wohlhabenden Kaufmann. Bei seinem Tod hinterlässt er seinen Töchtern ein großes Vermögen, das beide für gemeinnützige Zwecke einsetzen. Für die wachsende arabische Gemeinde gründet Fatima al-Fihri die Al-Qarawiyyin-Moschee. Wie üblich entsteht neben den Gebetsräumen auch eine Madrasa; eine Koranschule, in der Gläubigen die Lehren des Islam, seiner Geschichte und seines Rechts vermittelt wird.

Eine große Bibliothek lockt Gelehrte von überall
Fatima al-Fihri macht diese Koranschule zum Bildungszentrum. Mehr und mehr Land kauft sie hinzu. Sie erweitert den ursprünglich vorgesehenen Bau, zum Beispiel um eine Bibliothek. Bis heute birgt diese Bibliothek entscheidende Dokumente der islamischen Geschichte und Rechtsauslegung. Allein diese Bibliothek zieht im Laufe der Jahrhunderte Gelehrte aus dem gesamten islamischen Raum an. Die Bandbreite der Fächer erweitert sich um Logik, Mathematik oder Naturwissenschaften. Zudem engagiert sich die Al-Qarawiyyin-Universität im Dialog mit dem christlichen Raum. Hier studiert zum Beispiel auch der spätere Papst Sylvester II., der in Europa das arabische Zahlensystem etabliert.

In Marokko eine Heilige, im Westen unbekannt
Fatima al-Fihri erwirbt sich den Ehrennamen Umm al-Banîna, Mutter der Jungen. Wahrscheinlich schafft sie nicht nur einen der wichtigsten Bildungsorte der Welt. Zu Lebzeiten nimmt sie sich der jungen Gelehrten auch persönlich an und hilft ihnen, in der Welt des Wissens ihren Weg zu finden. Selbst eine charismatische Person fördert Fatima al-Fihri wichtige Zukunftskompetenzen wie kritisches und kreatives Denken und die Fähigkeit, über kulturelle Grenzen hinweg offen zu kommunizieren.

Bis heute wird sie dafür in Marokko wie eine Heilige verehrt. Im westlichen Raum ist sie weitgehend vergessen. Das Guinness-Buch der Rekorde führt die Al-Qarawiyyin-Universität zwar als älteste Universität der Welt. Unter „Gründer“ findet sich jedoch der Eintrag: unbekannt.

Text: Claudia Parton
Foto: Campus der Universität: Wikimedia/Khonsali unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Statue der Fatima al-Fihri: Wikimedia/Anass Sedrati unter der Lizenz CC BY-SA 4.0
Cookies