Dr. Judith Esser Mittag
Gy­nä­ko­lo­gin

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Dr. Judith Esser Mittag war eine Frau mit Weitsicht und einem Gespür für ungewöhnliche Lösungen, die für die damalige Zeit bereits unkonventionelle Weg in ihrer medizinischen Karriere ging. Sie entschied sich für eine Ausbildung in der Frauenheilkunde, die in den 1940er Jahren, wie eigentlich die gesamte Medizin, hauptsächlich von Männern dominiert war.

Im Einsatz für Selbstbestimmung und Aufklärungsarbeit

Schon damals war es ihr wichtig, sich für Selbstbestimmung sowie Kenntnis und Wertschätzung des eigenen Körpers einzusetzen, weshalb sie im Jahr 1952 mit Kolleginnen die „Gesellschaft zur Gesundheitspflege der Frau“ gründete, die später in „Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau“ umbenannt wurde. Sie setzten sich im Rahmen der damals noch unüblichen Präventionsarbeit schließlich vor allem für die Sexualerziehung in Schulen ein, die dort mit ihrer ärztlichen Expertise durchgeführt wurde.

Ihr Ziel als Gynäkologin war es, das Wissen über den weiblichen Körper und seine Besonderheiten zu vermitteln und sowohl der Öffentlichkeit als auch Fachkreisen zugänglich zu machen. Mehr als 30 Jahre engagierte sie sich so in der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie, deren Gründungsmitglied sie auch war. Außerdem teilte sie ihre umfangreichen Erfahrungen und Forschungsergebnisse auf Kongressen und Schulungen und war Mitautorin des deutschen Atlas zur Kinder- und Jugendgynäkologie.

Ihr Engagement ging weit über die medizinische Praxis hinaus und trug maßgeblich zur Enttabuisierung der Menstruation bei, während sie gleichzeitig zu einem Symbol für Female Empowerment wurde.

 

Durch ein neues Produkt konnte Frauen mehr Freiheit und Flexibilität während der Menstruation ermöglicht werden

Als Leistungsschwimmerin bekam Dr. Esser Mittag von ihren Schwimmkameradinnen mit, wie diese während der Menstruation bei Wettkämpfen improvisierten. Sie bastelten sich selbst Tampons aus aufgerollter Watte, was eine unbequeme Lösung im Leistungssport darstellte.

Deshalb war sie begeistert, als der Jurist Dr. Heinz Mittag und der Ingenieur Dr. Carl Hahn ihr die erste Idee des Tampons vorstellten. Die damals 27 Jahre alte Ärztin brachte in die Entwicklung ihr medizinisches Fachwissen ein und ihre eigenen Erfahrungen und Ideen zur Menstruationshygiene.

So entstand der erste maschinell gefertigte Tampon in Deutschland, der durch das eingewebte Bändchen zur einfachen Entfernung ein bahnbrechender Innovationssprung in der deutschen Menstruationshygiene war.

Mit ihrem Engagement für mehr Freiheit und Flexibilität von Menstruierenden leistete sie einen großen Beitrag zur Selbstbestimmtheit von Frauen und auch zur Enttabuisierung der Periode. Der von ihr mitentwickelte Tampon war der erste überhaupt auf dem deutschen Markt erhältliche Tampon und verlieh somit Millionen von Frauen und Menstruierenden eine neue Form der Unabhängigkeit.

Für die Enttabuisierung der Menstruation

Dr. Judith Esser Mittags wegweisende Bemühungen halfen den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Menstruation zu verändern und ermutigten Personen weltweit.

Seit 1995 und bis heute wird jährlich der „Judith Esser Mittag-Preis“ durch die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie verliehen. Mit dem Preis werden Ärzt:innen gewürdigt, die den wissenschaftlichen Fortschritt auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendgynäkologie vorantreiben. Im Oktober 2009 wurde Dr. Esser Mittag für ihre Verdienste um die Gesundheitsaufklärung in Deutschland mit dem „Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen“ ausgezeichnet.

Um Menstruation weiterhin zu enttabuisieren, setzt sich das Unternehmen o.b.® mit Kampagnen für das Thema ein. So unterstützt o.b.® im Oktober 2023 auch das Programm „Wir stärken Mädchen“, indem es pro verkaufter Big-Packung 10 Cent an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung spendet.

//DATEN
1921-2020

//POSITION
Gynäkologin und Leistungsschwimmerin

//ERRUNGENSCHAFTEN
Einsatz für die Enttabuisierung der Menstruation und Mitentwicklung des ersten Tampons in Deutschland

//WEITERFÜHRENDE LINKS
Die Gründungsgeschichte der Marke o.b.® (prezly.com)
Spendenkampagne 

Foto: ob
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