Dorina Weichert und Melanie Seitz
Leitungs-Team der Wetterballon AG der TOB Wiehl

Dorina Weichert (l.) und Melanie Seitz (r.)

Das Leitungs-Team der Wetterballon AG der TOB Wiehl besteht aus den Lehrerinnen Melanie Seitz, Wiebke Grobe und Data Scientist Dorina Weichert vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in St. Augustin.

 

Dorina, erzähl doch gerne mal, wie ist es dazu gekommen, dass du Mentorin bei Wir stärken Mädchen geworden bist?

Dorina Weichert: Ich kenne Melanie privat und sie hatte mir vom Wetterballon-Projekt erzählt. Davon, dass es darum geht, Mädchen an Technik heranzuführen und dass noch Mentorinnen gesucht werden. Daraufhin habe ich mich entschieden, Mentorin zu sein und freue mich, anderen Mädels zu zeigen, was man Technisches alles so machen kann; dass Frauen, die mit Technik arbeiten, gar nicht mal so anders sind als andere. Dass sie ruhig den Mut haben können, das zu tun, worauf sie Lust haben und was sie gut können.

 

Wie kam es generell zu dem Projekt? Melanie, war das eure Idee?

Melanie Seitz: Die Idee vom Wetterballon war schon ein bisschen länger im Hinterkopf. Das Programm Wir stärken Mädchen wurde uns von unserer Gleichstellungsbeauftragten weitergeleitet. Bei uns an der Schule (TOB Wiehl) gibt es den Wahlpflichtbereich MINT (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), der auch von Mädchen angewählt wird. Es sind jedoch meistens recht wenige, obwohl sie den Jungs inhaltlich in nichts nachstehen – sie sind aber oft sehr still. Ich fand, dass es ein schöner Rahmen sei, den Mädchen die Möglichkeit zu geben, auch ohne die schnellen und lauten Jungs zu zeigen, was sie können und sich auszuprobieren, ohne dass jemand drüber lacht.

 

Wie sahen denn die Projektbesuche bisher aus?

Dorina Weichert: Bei der ersten Gruppe habe ich anfangs eine Vorstellung gemacht und gesagt, wie die Mädchen mich kontaktieren können. Danach war es durch Corona schwieriger, aber ich war noch online dabei und ab und zu mit Distanz vor Ort. Bei der zweiten Gruppe war es dann einfacher: Ich habe auch „einfach so“ reingeschaut und mit den Mädels gelötet, um zu zeigen: Ich bin da und ansprechbar. Als Abschluss ist dieses Jahr ein Besuch im Institut geplant, so können die Mädchen mit uns die Daten auswerten, die sie selbst aufgenommen haben und ins Berufsleben reinschnuppern.

Melanie Seitz: Ich fand auch, dass vor allem Dorinas Dasein für die Mädchen gewinnbringend war. Mit der Gruppe vom letzten Jahr hat sie eine Sonde gesucht und beim Bau geholfen, hat sich von den Mädchen ihre Strategien präsentieren lassen, um den Fallschirm zu befestigen und dabei Tipps gegeben. Und dieses Jahr beim Löten hat sie natürlich auch erzählt, wer sie ist und wie sie erreichbar ist, hat sich aber danach dazu gesetzt und selber mitgelötet. Sie war da und hat zugehört. Das war für die Mädchen ganz, ganz wichtig.

 

Was würdet ihr sagen, ist das Erfolgsrezept dafür, dass ihr als Leitungsteam so erfolgreich zusammengearbeitet habt?

Melanie Seitz: Die kurzen Dienstwege haben uns geholfen. Wir haben unsere Handynummern ausgetauscht und konnten uns schnell erreichen und uns auch gegenseitig erinnern. Dorina hat uns immer wieder gefragt: „Was macht ihr denn gerade? Soll ich nicht nochmal kommen?“

Dorina Weichert: Generell würde ich sagen: Offenheit und Ehrlichkeit. Und dass man eine schnelle Rückmeldung zu Fragen bekommen hat.
Außerdem wissen diese tollen Lehrerinnen sehr gut, was sie tun. Ich komme einfach vorbei und arbeite mit den Mädchen. Als ich mich für den Ausflug vorbereitet habe, habe ich die beiden vorher gefragt, ob ich mein Vorhaben mit der Altersgruppe so umsetzen kann.

 

Wie würdet ihr eure Aufgaben und Rollen unterscheiden? Dorina, bist du näher an den Mädchen dran, als es eine Lehrerin sein kann?

Dorina Weichert: Ganz genau, ich bin Mentorin und nicht Lehrerin. Ich komme von außen, lass mich duzen und bin einfach da. Beim Bau der Sonde und des Ballons lasse ich mir Sachen zeigen – das ist auch immer ein schöner Effekt, wenn man den Mädchen sagt: „Zeig mir mal, wie man lötet.“ Das ist cool, denn wann fragt einen ein*e Erwachsene*r schon mal eine Jugendliche, wie irgendwas geht.
Die Lehrerinnen haben ihre feste Rolle, da ist immer eine gewisse Distanz da.

 

Was sind die Vorteile, dass ihr nicht nur ein Team aus Lehrerinnen seid, sondern dass auch eine Mentorin dabei ist?

Melanie Seitz: Für die Mädels ist es einfach der Blick über den Tellerrand. Denn alles, was wir als Lehrerinnen anleiten, ist Schule. Aber Dorina kommt von außerhalb und öffnet den Blick ins Berufsleben – einen Ausschnitt, wie es als Frau in einem technischen Beruf sein kann. Wir sind und bleiben nun mal die Lehrerinnen und die Mädchen lassen sich auch gerne von jemand anderem von außerhalb etwas zeigen und sagen, und nicht unbedingt von den Leuten, die sowieso immer vorne stehen.

 

Dorina, was nimmst du mit aus deiner Rolle als Mentorin?

Dorina Weichert: Ich nehme für mich die Bestätigung mit, dass ich Spaß an technischer Arbeit habe und dass es wichtig ist, das weiterzugeben. Ob es wirklich etwas bringt, ob ich wirklich Mut mache, das wird man vielleicht erst in drei, vier oder fünf Jahren sehen. Ich hoffe einfach, dass es ein wenig die Angst nimmt, etwas mit Technik zu machen. Mentoring ist keine selbst erfüllende Aufgabe, sondern das ist eher für die anderen, nicht für mich. Aber natürlich habe ich auch Spaß daran.

 

Melanie, was denkst du, wenn du deine Schülerinnen im Austausch mit Dorina siehst?

Melanie Seitz: Ich denke auch, dass man den „Erfolg“ im Hinblick auf das Technische und auch die Vorbildfunktion tatsächlich vor allem dann sehen wird, wenn es final in die Berufsorientierung geht.
In der jetzigen Gruppe sind hauptsächlich Siebtklässlerinnen, das heißt, die Mädchen sind relativ jung. Aber gerade in diesem Alter sind sie auch noch sehr offen für Orientierung. Ich denke, dass das Projekt und Dorinas Perspektive auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben wird und wünschenswerterweise auch Einfluss nehmen kann, wenn es um die Berufsauswahl geht.
Es geht auch nicht darum, jemanden zur Technik zu zwingen, sondern die rauszusuchen, die wirklich Spaß daran haben, aber sich eventuell nicht trauen und diese Mädchen dann zu stärken und zu unterstützen.

 

Habt ihr Highlights aus dem Programm?

Melanie Seitz: Ich fand sowohl in der alten Gruppe als auch in der neuen Gruppe ein total schönes Feedback, wie die Mädchen aufs Löten reagiert haben. Am Anfang standen sie davor und haben gesagt: „Ne, das kann ich nicht, das mach ich nicht – ist das wirklich so heiß?“ Und hinterher haben sie an Platinen gelötet, als wäre es das Selbstverständlichste. Das war in beiden Gruppen der Fall und das war richtig cool zu sehen. Und natürlich sind die Tage der Ballonstarts und die gemeinsamen Ausflüge große Highlights.

Dorina Weichert: Für mich war es vor allen Dingen auch dieses „In-Person-da-Sein“. Durch Corona ging es lange nicht. Das ist schon etwas anderes, wenn man vor Ort unterstützt und statt vorm Computer zu sitzen. Da fallen dann doch einige Barrieren und man wird ganz unterschiedliche Sachen gefragt, egal ob über Schule oder über Privatleben.

Melanie Seitz: Die Mädels waren am Anfang noch ganz zurückhaltend und haben dich gefragt, wie es denn auf der Arbeit ist. Und haben dann immer mehr angefangen, frei von der Leber weg zu erzählen.

 

Welche Tipps könnt ihr anderen Projekten von eurer Zusammenarbeit mitgeben?

Melanie Seitz: Holt die Mentorinnen ins Boot und lasst sie mitmachen. Egal was gemacht wird: mitmachen lassen.

Dorina Weichert: Für die Mentorinnen: Seid einfach da und lasst euch auf die Mädels ein, egal was jetzt ist. Die wirklich wichtigen Fragen kommen erst nach einer gewissen Zeit, haltet bis dahin durch, seid einfach da und ansprechbar. Und seid euch nicht zu schade, irgendwas zu machen!

 

Cookies