„Unbereinigter Gender Pay Gap? Noch nie gehört!“

© DKJS/Claudia Paulussen

Über den Unterschied von Gendersensibilität zu Genderneutralität

Der Workshop Gendersensible Berufsorientierung startete mit einem aktiven Warm-up: Die teilnehmenden Lehrkräfte nannten die Held:innen ihrer Kindheit. Die Antworten reichten von Pippi Langstrumpf und MacGyver bis hin zu inspirierenden Familienmitgliedern wie Müttern oder Großeltern. Diese Übung zeigte bereits einen wichtigen Aspekt, der später vertieft wurde: Viele Frauen, die heute in MINT-Berufen oder Handwerk arbeiten, nannten ihre Eltern oder andere Verwandte als Inspirationsquelle bei ihrer Berufswahl.

Gendersensibilität

Im „Gender-ABC“ des Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden den Unterschied zwischen Gendersensibilität und Genderneutralität: Zwar verfolgen beide das gleiche Ziel der Geschlechtergerechtigkeit, jedoch liegt bei Gendersensibilität der Fokus auf der Wahrnehmung und Berücksichtigung unterschiedlicher Lebensbedingungen von Geschlechtern, wohingegen Genderneutralität die unterschiedlichen Lebensbedingungen ausblendet oder sogar negiert.

Lebensrealität von Mädchen und jungen Frauen

Doch was sind die spezifischen Lebensbedingungen von Mädchen und jungen Frauen? Was sind ihre Herausforderungen, Bedürfnisse und Sorgen, die Projektbegleitungen und Lehrkräfte im Kontext von Schule und Berufsorientierung beachten sollten?

Eine fiktive Geschichte über den Alltag der 15-jährigen Aylin verdeutlichte den Teilnehmenden, wie stereotype Rollenbilder junge Frauen beeinflussen können. Den Zuhörenden fiel das große Maß an Unsicherheit der jungen Frau in Verbindung mit der fehlenden Bestätigung ihrer MINT-Interessen durch Eltern und Lehrkräfte auf. Auch bemerkten und bedauerten sie , dass ihr Charakter und Lebenslauf schon so vorprogrammiert sei, dass weibliche Rollenklischees wie Fürsorge, Rücksichtnahme sowie Unscheinbarkeit und die dazugehörigen Berufe festgelegt seien.

Diese Übung sensibilisierte die Teilnehmenden dafür, wie wichtig es ist, Mädchen in ihren Interessen zu bestärken und ihnen berufliche Perspektiven jenseits von Rollenklischees aufzuzeigen.

Mit einem Quiz vertieften die Teilnehmenden den Blick in weibliche – im Gegensatz zu männlichen – Lebenswelten , anhand von Medizin-Studien, Unterrichtsuntersuchungen und Ausbildungs-/Arbeitsmarktzahlen. Dabei bescherte etwa der „unbereinigte Gender Pay Gap“* vielen Teilnehmenden einen Aha-Moment und ein größeres Bewusstsein über die nachwievor große Benachteiligungsposition berufstätiger Frauen. Doch auch die Gender-Landkarte, die anzeigt, in welchen Bundesländern aktuell das schriftliche Gendern mit Punktabzug bestraft wird, stieß auf Interesse.

Tools für die Praxis

Interaktiv blieb es auch beim Sprung in den „Pool of Tools“. Hierbei konnten die Projektleitungen abgleichen, welche der folgenden gendersensiblen Themen und Methoden sie bereits im Blick haben und welche sie noch vertiefen möchten: Wissen, Selbstreflexion, Netzwerk, Role Models, Eltern, Intersektionalität, Safe(r) Space Schule. Einzelheiten zu den Tools finden sich in diesem Artikel zu Gendersensibler Berufsorientierung für Mädchen und junge Frauen.

Der Workshop zeigte, wie wichtig und bereichernd der Austausch zu gendersensiblen Themen ist. Die Teilnehmenden brachten ihre eigenen Perspektiven ein und nahmen gleichzeitig neue Impulse mit. Ein großes Dankeschön gilt allen, die mitdiskutiert und mitgedacht haben – gemeinsam machen wir Berufsorientierung gerechter und vielfältiger!

* Der Gender Pay Gap beschreibt den Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern. (Quelle Statistisches Bundesamt)
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