Wir heben ab! Spannende MINT-Jobs in der Luft- und Raumfahrt
Am Ratsgymnasium Minden ist aus der Welt der Mädchen ein ganzes Universum geworden. Gemeinsam haben sie einen Wetterballon in die Stratosphäre geschickt, Daten ausgewertet und spannende Berufe im Weltall entdeckt.
Um 9.50 Uhr hieß es: loslassen. Monatelang hatten sich die Schülerinnen auf diesen Moment vorbereitet. Dann war er da; an einem knallblauem Septembermorgen, der klar und fast windstill über Minden lag. Der Countdown zählte von 10 auf 0 – und schon schwebte der Wetterballon der Stratosphäre entgegen. 40 Kilometer legte er am Ende zurück, um von dort mit Bildern der Erde und CO2-Daten zurückzukehren. „Das war optimal vorbereitet und ein großer Erfolg“, sagt Ole Fischer, Chemielehrer und Leiter des MINT-Differenzierungskurses am Ratsgymnasium Minden.
Vor dem Flug: Theorie, Rechnen, Programmieren
Das Projekt beweist auch: Mit MINT zum Anfassen lassen sich Mädchen leicht für naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge begeistern. 26 Schülerinnen der 9. Klassen nahmen an dem Projekt teil, acht mehr als geplant. Sie haben gemeinsam die Sonde konstruiert, die GPS-Geräte eingestellt, die Genehmigungen eingeholt, das Board für die Datenaufnahme programmiert und mögliche Flugrouten berechnet. Sämtliche Bau- und Sachkosten hat Wir stärken Mädchen übernommen. Nun wissen die Schülerinnen, wie die Stratosphäre aufgebaut ist, was unterschiedliche CO2-Werte über das Klima verraten, wie man Daten sammelt, auswertet und anschaulich darstellen kann. Daneben haben sich die Mädchen auch wichtige Zukunftskompetenzen angeeignet: Kreativität, Zusammenarbeit oder Coolness im Umgang mit unbekannten Aufgaben.
Doch wie wird daraus eine berufliche Perspektive? Dafür hatte das Ratsgymnasium Beate Fischer als Mentorin gewonnen. Die Biologin und Sportwissenschaftlerin leitet die Astronautenausbildung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Zwar wurde der Corona-Auflagen wegen aus dem geplanten Besuch an ihrem Arbeitsplatz ein Videointerview per Live-Stream. Trotzdem löcherten die Mädchen Beate Fischer mit unterschiedlichen Fragen: Für welche naturwissenschaftlichen Themen hat sie sich als Mädchen interessiert? Wie ist sie zum DLR gekommen? Was müssen angehende Astronaut:innen wissen? Und wie lebt es sich auf der Internationalen Raumstation ISS? Geduldig gab die Naturwissenschaftlerin Auskunft und weiblichen Karrieren beim DLR, das seit einigen Jahren auch von einer Frau geleitet wird, ein nahbares Gesicht.
Viele Mädchen wollen sich in der Oberstufe auf MINT-Fächer spezialisieren
Schließlich klappte es dann doch mit einem Besuch beim DLR. Bei den Laboren am Standort Bremen öffneten sich für die Schülerinnen die Türen. Dort konnten sich die Mädchen anschauen, wie das DLR Landungen simuliert, wer neue Sonden entwickelt und wann Weltraumraketen voraussichtlich mit Wasserstoff betrieben werden können. Experimente zu Schwerelosigkeit und Vakuum sowie kleinere Programmieraufgaben machten aus Wissen eine Erfahrung, die sich schließlich auch mit den eigenen Experimenten am Wetterballon verbinden ließ. Auch diese Reise finanzierte Wir stärken Mädchen.
Für die Mädchen war das Projekt damit abgeschlossen. Ihr Interesse an MINT-Themen aber nehmen sie mit. Viele haben bereits angekündigt, sich in der Oberstufe für die MINT-Leistungskurse anzumelden – und freuen sich schon jetzt auf neue Experimente.
