„Hier können wir uns ungestört ausprobieren“

Playmobilfigur steht auf Miniatur-Brücke
©  DKJS / Beushausen

Schülerinnen der FCGS Düsseldorf nutzen analoge und digitale Technik, um ein Brückenmodell mit Lichtprojektion zu bauen

Wenn es in der Freien Christlichen Gesamtschule Düsseldorf (FCGS) zur Pause klingelt, stürmen die meisten sofort auf den Schulhof. Die Teilnehmerinnen am Projekt Wir stärken Mädchen zieht es dagegen ins Techniklabor, wo sie gerade die Duisburger „Katzenbuckelbrücke“ nachbauen. Sie nutzen jede freie Minute, um das drei Meter lange Modell aus Fischertechnik zu perfektionieren. Die Idee für den Brückenbau kam von einer der Schülerinnen. „Ich wollte etwas zum Thema Pneumatik lernen, denn ich möchte Architektur studieren und dann selber Bauprojekte realisieren“, erzählt die Neuntklässlerin. Die höhenverstellbare Hängebrücke biete sich sehr gut an, um die Themen Bionik und Bautechnik zu verbinden, die gerade auf dem Lehrplan stehen, meint Technik- und Informatiklehrer Uwe Pongs.

In Wirklichkeit überspannt die Fußgängerbrücke den Duisburger Innenhafen. Damit sich die Brücke wie ein Katzenbuckel krümmen kann, um Schiffen Durchfahrt zu gewähren, werden die Pylone durch Hydraulikzylinder landeinwärts gezogen. „Wir haben erst ein Modell gezeichnet und dann vor einem Monat mit dem Bau angefangen“, berichtet Maren. Ihre Freundin Jennifer versucht gerade, den Pylon auf der rechten Seite zu stabilisieren. „Wenn ich in der Pause an der Brücke gearbeitet habe, bin ich viel entspannter danach“, sagt die 12-Jährige. Paulina misst die Zugkraft der „Seile“, die sie mit den schmalen Plastikteilen nachgebaut hat. „Man muss sich bei diesem Projekt selber überlegen, was man macht, es gibt keine Anleitung“, erklärt die Sechstklässlerin. „Aber Herr Pongs ist immer für uns ansprechbar und hilft uns weiter.“

„Wenn man will, kann man alles schaffen!“
Währenddessen gestalten Katelynn und ihre Freundin ein Lightpainting aus Regenbogenfarben, das mit einem Beamer auf die Brücke projiziert werden soll. „Wir haben einen Streifen aus weißem Papier auf die Brücke gelegt, auf den diese Projektion genau passen soll“, erklärt Katelynn. Die acht neuen iPads, die aus Stiftungsmitteln finanziert wurden, lassen sich miteinander verbinden, so dass die Mädchen gemeinsam an dem Projekt arbeiten können. „Damit könnten wir sogar Guerilla-Beaming machen“, schwärmen sie. Die Mädchengruppe ist für Schülerinnen aus allen Klassen offen. Die Großen können den Jüngeren vieles zeigen, zum Beispiel, wie man einen Roboter programmiert, der viel gleichmäßiger mit Licht malen kann als eine menschliche Hand.

Den Mädchen gehen die Ideen nie aus. „Wir könnten ein Brett hinter die Brücke montieren, auf das wir ein Foto aus Düsseldorf projizieren“, meint Maren. „Dann beamen wir die Brücke nach Düsseldorf!“. Die 13-Jährige hat großen Spaß daran, immer wieder Neues zu erfinden. „Wenn man will, kann man alles schaffen“, ist sie überzeugt. Uwe Pongs macht den Mädchen Mut, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Die Verbindung von Kunst und Technik ist der Schlüssel dafür, dass sich Mädchen für technische Themen interessieren“, meint er. „Mädchen haben dann einen völlig selbstverständlichen Umgang mit Technik und sind sehr motiviert, das überall umzusetzen.“ Deshalb haben sie ihr Techniklabor auch „ART.BOT.LAB“ genannt – eine Zusammensetzung aus Kunst, Robotik und Labor.

„Mit Mädchen komme ich dreimal so schnell durch den Lehrplan“
Schon seit 2009 leitet Uwe Pongs spezielle Mädchenprojekte. Früher gab es sogar geschlechtergetrennten Technikunterricht an der FCGS. „Mit einer reinen Mädchenklasse komme ich dreimal so schnell durch den Lehrplan. Das schafft enorme Freiräume, die wir zum Beispiel für die Teilnahme an Wettbewerben nutzen.“ So gewann Pongs mit seinen Mädchen-Teams bereits mehrere Pokale bei Roboter-Wettbewerben. Die Eintrittskarte zum ART.BOT.LAB ist eine gute Idee, die auf einem Projektblatt beschrieben werden muss. Die Schülerinnen entwickeln die Inhalte für ihre Projekte gemeinsam, wobei auch Jungs Vorschläge einbringen können und die Mädchen zum Beispiel mit 3D-Konstruktionen oder Dokumentationen unterstützen. Auch im regulären Technikunterricht haben dann alle die Möglichkeit, selbstständig an ihren Projekten zu arbeiten. Diese Eigeninitiative fördert die Motivation der Kinder, denn alle können ihre Interessen ausleben. Katelynn findet es gut, wenn Mädchen dazu motiviert werden, sich an technischen Dingen auszuprobieren. „Ich habe mich am Anfang nicht getraut, doch jetzt bin ich schon seit zwei Jahren mit dabei. Das stärkt das Selbstbewusstsein!“ Auch Paulina, die gerne Innenarchitektin werden möchte, findet es schön im Mädchen-Team. „Die Jungs drängen sich oft vor. Hier habe ich einen Ort der Ruhe, an dem ich alles ausprobieren kann.“

Ein echtes Gemeinschaftsprojekt: Die Mädchen der FCGS Düsseldorf bauen in jeder freien Minute am Modell ihrer Hängebrücke.
Text: Frau Pilavas
alle Fotos: ©  DKJS / Beushausen
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