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Zwölfeinhalb Jahre lang forscht Elisabeth Schiemann als unbezahlte Wissenschaftlerin am Botanischen Museum. Mit verschiedenen Stipendien und teilweise bezahlter Lehrtätigkeit an der Berliner Universität hält sie sich über Wasser. Ihre Erkenntnisse veröffentlicht sie 1932 in dem Buch Die Entstehung der Kulturpflanzen. Es avanciert zum Standardwerk. Damit macht sie sich einen Namen als anerkannte Botanikerin.

Im Jahr 1943 übernimmt Elisabeth Schiemann die Leitung der Abteilung für Geschichte der Kulturpflanzen am Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung. Erst nach Kriegsende – mit 65 Jahren! – bekommt sie endlich eine Professur mit vollem Lehrauftrag an der späteren Humboldt-Universität zu Berlin. Im Jahr 1953 wird ihre Abteilung als „Forschungsstelle für Geschichte der Kulturpflanzen“ von der Max-Planck-Gesellschaft übernommen und Schiemann zu deren Wissenschaftlichem Mitglied ernannt.

Den Nationalsozialismus lehnt Elisabeth Schiemann von Anfang an ab. Aus Sicht der Genetikerin äußert sie sich zur Rassenideologie, ist doch in ihren Augen die Reinerhaltung menschlicher „Rassen“ wissenschaftlicher Unfug. Ihre Vorlesungen garniert sie mit Zitaten jüdischer und russischer Autoren, sie boykottiert die Versammlungen des NSD-Dozentenbundes und prangert den nationalsozialistischen Unrechtsstaat öffentlich an. Im Jahr 1940 wird ihr im Zuge der „Säuberung der Universitäten“ die Lehrbefugnis entzogen. Sie aber geht sogar noch weiter:

Gemeinsam mit ihrer Schwester Gertrud, einer Musikerin, versteckt sie die jüdischen Schwestern Andrea und Valerie Wolffenstein und rettet ihnen damit das Leben.

Erst spät finden Elisabeth Schiemann und ihre Verdienste die ihnen gebührende Beachtung: In der Max-Planck-Gesellschaft unterstützt das Elisabeth-Schiemann-Kolleg seit 2013 besonders begabte junge Wissenschaftlerinnen nach der Postdoc-Phase. Im Jahr 2014 ehrt die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Elisabeth Schiemann mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“. Im Februar 2018 folgt die feierliche Zeremonie im Berliner Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft.

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