Tag der Bildung 2020: »Seid sichtbar und hörbar.«

©DKJS/J.Farys

Wie steht es um die berufliche Gleichberechtigung von Mädchen und jungen Frauen? Welche Rolle spielen Vorbilder bei der Berufswahl? Und wie können Mädchen selbstbewusst ihre Zukunft starten? Auf Einladung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung diskutierten Schirmherrin Elke Büdenbender, Botschafterin Barbara Schöneberger sowie Stiftungsrätin Prof. Jutta Allmendinger in einem Studiogespräch zu diesen und anderen Fragen zusammen. Außerdem nahmen drei Mädchen einer Friedenauer Gemeinschaftsschule an der Runde teil, um über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Klischeefreie Berufsorientierung wichtiger denn je

In Zeiten von Corona leidet das Thema Berufsorientierung, da viele Angebote und Maßnahmen nicht stattfinden können. Denn wenn Berufsangebote zurückgefahren werden und Mädchen weniger zu MINT begleitet werden, droht die Gefahr, dass sich Mädchen (noch mehr) für klassische geschlechtertypische Berufe entscheiden. Die Pandemie hat auch dazu geführt, dass viele Frauen beruflich kürzertreten. Daher ist es jetzt besonders wichtig, sich stärker denn je für klischeefreie Berufsorientierung für Mädchen einzusetzen. Die sechs Frauen und Mädchen der Podiumsrunde sprechen über ihren eigenen beruflichen Weg und was sie stark gemacht hat. Die Projektteilnehmerinnen Celia, Tamia und Rosa erzählen, was sie sich wünschen und welche Vorbilder sie haben. Die Runde wurde von der Journalistin Shelly Kupferberg moderiert.

Zukunftschancen für Mädchen und junge Frauen in Deutschland

Prof. Dr. Jutta Allmendinger ordnet zu Beginn des Gesprächs den aktuellen Stand der Gleichberechtigung in Deutschland ein: »Es ist immer noch so, dass viele sogenannte Frauenberufe schlechter bezahlt werden als die typischen Männerberufe. Das müssen wir ändern. Frauen müssen mehr Männerjobs machen und natürlich auch umgekehrt. Mädchen müssen ihren Idealen treu bleiben und sagen, ich möchte das Leben haben, welches mir auch die Möglichkeit gibt, zu entscheiden, ein freies Leben zu haben, ein Leben zu führen, wo ich mein eigenes Geld in der Tasche habe. Wir alle sind davon abhängig, dass die neuen Generationen das macht. Der Wandel passiert durch euch.“ Sie rät jungen Frauen und Mädchen: „Seid sichtbar und hörbar. Dann ändert sich auch etwas.«
Auch die Sicht der jüngeren Generation kommt in der Runde nicht zu kurz. Celia, die an der Friedenauer Gemeinschaftsschule gemeinsam mit anderen Mädchen, das Projekt »Gesunde Pause« umsetzt, ist sich sicher, dass sich noch viel ändern muss: »Viele Klischees verunsichern und lassen einen denken ‚Nein, den Beruf möchte ich doch nicht machen‘. Die Kette muss jetzt mal unterbrochen werden.« Und Tamia ergänzt: »Wenn ich mal manch Sachen nicht traue, dann denke ich mir einfach: Ich bin ein starkes Mädchen und dann mache ich es.«

Selbstbewusstsein ist eine wichtige Ressource

Im weiteren Gespräch hebt Elke Büdenbender noch einmal hervor, wie wichtig weibliche Vorbilder sind und welche Rolle Programme wie Wir stärken Mädchen spielen: »Es ist wichtig, Mädchen zu stärken und sie auch auf dem Weg zu unterstützen, andere Berufe zu ergreifen, als es den Klischees entspricht. Selbstbewusstsein ist eine der wichtigsten Ressourcen, die wir unseren Kindern mitgeben können. Das Programm Wir stärken Mädchen schafft einen geschützten Rahmen, in dem Mädchen gemeinsam ihre Potenziale entdecken und entwickeln können, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.« In ihrer Berufslaufbahn hat sie immer wieder Frauen kennengelernt, die ihren Weg selbstbestimmt gegangen sind und sie inspiriert haben: »Es war wichtig zu sehen, dass man es schaffen kann und diese Frauen auch keine Überfliegerinnen waren.«
Auch Barbara Schöneberger unterstützt als Projektpatin das Programm und erzählt, was sie beruflich stark gemacht hat: »Ich habe einfach eine Menge ausprobiert, bin rausgegangen und habe mich vielleicht manchmal auch ein bisschen überwinden müssen. Nicht alles davon war erfolgreich. Aber kein Weg war eine Sackgasse, sondern hat mich auch immer weitergebracht.«
Auch wenn Rosa, Tamia und Celia noch nicht genau wissen wie ihre berufliche Zukunft aussieht, haben sie heute schon gezeigt wie selbstbewusst und stark sie sind.

Tag der Bildung

Der Tag der Bildung findet bereits zum fünften Mal statt. Drei gemeinnützige Organisationen haben den Tag gemeinsam initiiert: Der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Sie wollen das Thema Bildung auf neue Art und an einem Tag konzentriert ins öffentliche Bewusstsein rücken und eine gesellschaftliche Diskussion zu relevanten Themen anstoßen.

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